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Schulbücher als Vermittler der Europäischen Integration?

Eine Studie zum politischen Fachunterricht

Ohne Einbeziehung der europäischen Dimension lässt sich Politik in Deutschland heute weder angemessen begreifen noch gestalten. Diesem Wandel muss eine zeitgemäße politische Bildung Rechnung tragen, denn die Komplexität der Europäischen Union (EU) kann nicht „nebenbei“ erschossen werden. Da nur die schulische politische Bildung sämtliche angehenden Bürger/innen erreichen kann, trägt sie für die politische Europabildung eine besondere Verantwortung. Bei der Vermittlung der Europäischen Integration haben Politiklehrkräfte auf Grund der hohen Dynamik und Komplexität der EU einen besonderen Bedarf nach Leitmedien (Detjen 2004; Oberle & Forstmann, 2015). Doch auch für Politikschulbücher ergeben sich angesichts dieser Dynamik und Komplexität, der empfundenen Bürgerferne der EU sowie verbreiteten Vorurteilen bzw. Fehlkonzepten besondere Schwierigkeiten und Herausforderungen (Oberle 2012). Während die Darstellung der Europäischen Identität in Geschichtsbüchern schon vergleichsweise gut erforscht ist (siehe z. B. das GEI-Projekt EurViews; vgl. Fuchs & Lässig 2009), fehlte es bislang an einer breit angelegten wissenschaftlichen Untersuchung der Darstellung der Europäischen Integration in Schulbüchern des politischen Fachunterrichts. Auch mangelte es bisher an einer Analyse der tatsächlichen Verwendung des Schulbuchs im Politikunterricht sowie an einer Untersuchung der Qualität der EU-Vermittlung in Schulbüchern aus Sicht der zentralen Akteure der Lehr-Lern-Prozesse – Lehrkräfte und Schüler/innen. Diesen dringenden Forschungsdesiderata stellte sich das durchgeführte Forschungsprojekt in dreifacher Hinsicht.

Erstens wurde anhand eines neu entwickelten Rasters aus quantitativen und qualitativen Kriterien die Vermittlung der EU und Europäischen Integration in Schulbüchern des politischen Fachunterrichts analysiert, die deutschlandweit von 2003 (Inkrafttreten des Vertrages von Nizza) bis 2013 für die Sekundarstufen allgemeinbildender Schulen erschienen sind (N = 87, davon n = 30 für Niedersachsen). Zweitens wurde die tatsächliche Verwendung dieser Bücher durch niedersächsische Politiklehrkräfte (quantitativer Zugang mit schriftlichem Fragebogen, N = 123; qualitativer Zugang mit leitfadengestützten Interviews, N = 16) untersucht und dabei den Fragen nachgegangen, welche Bücher in Schulen eingesetzt werden, ob diese Bücher tatsächlich als „Leitmedium“ bei der EU-Vermittlung fungieren und welche Chancen und Defizite die Lehrkräfte an den Schulbuchdarstellungen ausmachen. Drittens wurden ergänzend Schüler/innen nach erfolgtem EU-Fachunterricht zu den jeweiligen Kapiteln des Schulbuchs befragt (N = 1076 in der Hauptstudie, N = 282 in der Vorstudie). Das Forschungsprojekt verbindet damit produktorientierte Inhaltsanalysen mit einer wirkungsorientierten Schulbuchforschung, deren bisherige Vernachlässigung vielfach beklagt wurde (Fuchs 2011; Doll & Rehfinger 2012). Auf Grundlage der Studienergebnisse wurden Vorschläge für die Vermittlung der Europäischen Integration in künftigen Politikschulbüchern mit dem Ziel formuliert, den Nutzen der Bücher für Fachlehrkräfte und Schüler/innen zu erhöhen und die Qualität der EU-Vermittlung im politischen Fachunterricht zu steigern. Das Projekt wird vom Land Niedersachsen im Programm PRO*Niedersachsen gefördert und von der Universität Göttingen (Prof. Dr. Monika Oberle) in Kooperation mit dem Georg-Eckert-Institut für internationale Schulbuchforschung in Braunschweig (Prof. Dr. Eckhardt Fuchs) durchgeführt (Laufzeit 09.2013 – 08.2016, Fördervolumen: 200.000 Euro).

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